Sonntag, 5. August 2018

Die Wende

Gestern hat es mich trotz der Hitze gepackt und ich hab den Samstag für einen neuen kleinen Einsatz an der ELMA genutzt. Es sind derzeit sehr heisse und trockene Tage. Die Luft bleibt still und kaum ein Windchen bewegt die Blätter. Ein 10 minütiger Regenschauer war schon eine rechte Erfrischung.



In der Halle war es natürlich warm, aber doch überraschender Weise nicht so drückend wie befürchtet.



Als Erstes habe ich eine kleine Begehung gemacht und war doch voller Freude, wieder bei ELMA zu sein. Also entschloss ich mich, zuerst mit kleinen Dingen aus meiner Sammlung einige Geeklets anzubringen - also Dinge, die nicht notwendig sind, keinen wirklichen Sinn ergeben und doch mein Herz etwas höher schlagen lassen. Neu baumelt jetzt ein kleiner 1. FC Union-Ball an der Beifahrer-Seite. Ja, Fussball ist mir eigentlich egal, doch die Verbundenheit zum Club meiner Jugend bleibt.



Kaum zu glauben: Nach so langer Zeit, hat ELMA wieder etwas Inkontinenz: Lenkung und das vordere Achsgetriebe sind der Meinung etwas rumkleckern zu müssen. Na, das muss ich beim nächsten Mal genauer anschauen. Jetzt erstmal Abbindemittel aufgebracht.



Geeklet Nr 2 ist ein kleiner Bärenkopf als Flaschenöffner. Draussen neben der Tür. Was so schlicht ausschaut und später auch einen Nutzen für den schnellen Durst bringen soll, entpuppte sich zur kleinen Bastelübung. Die drei Schrauben benötigten etwas grössere Löcher, die Bohrungen am Koffer neben der Tür hinten und eine Verschraubung auf der Innenseite des Koffers. Da der Raum begrenzt war, kam natürlich eine Schraube hinter dem Werkzeugschrank zum Vorschein. War schon etwas Friemelarbeit: mit einem Panini-Sammelbildchen einer Cola Flasche klebte ich die Mutter in den Schraubenschlüssel und konnte so die Mutter auf die Schraube aufsetzen. Dann lies sich das gut mit dem Maulschlüssel festziehen. Die untere Schraube ähnelt ihren "Kameraden" an den Ohren, war aber fast 2 cm länger, weshalb auch hier die Flex ran musste. Kurzer Schnitt und auch das passte.



Jetzt ging es richtig los. Mutig habe ich mich entschlossen, die Wende am Motor einzuleiten. Ich arbeitete die Verkleidung vom Kettengetriebe (Verbindung zwischen Kurbel- und Nockenwelle) auf und war nach gut einer Stunde schon am unteren Kegelrad für den Keilriemen,



Blick auf die Innenseite der Verkleidung. Hier habe ich innen nur mit einem Lappen ausgewischt und den Dichtring wieder aufgesetzt. Ich habe Zweifel ob das die richtige Stelle ist, doch denke ich, dass durch den Druck, der durch das Aufsetzen des Kegelrades auf die Kurbelwelle entstehen sollte, diese ordentlich komprimiert wird und doch abdichtet. Wir werden es sehen...



Das Kegelrad glänzt nun wieder und ist von Rost- und Farbstellen befreit. 



Das Kettengetriebe zeige ich Euch mal hier in voller Schönheit. Faszinierend die Einfachheit und Präzisision. Naja, mal typischen "DDR-Schlendrian" übersehend: Kanten, Schlagstellen und unsaubere Metallbearbeitung lassen das gestrenge Repaturhandbuch mit den Nulltoleranzen fast schon albern wirken. Aber wissend, dass damals Vieles so einfach wie möglich sein musste, zahlreiche Dinge in dieser Zeit des wirtschaftlichen Mangels improvisiert werden mussten und auch die Wende (und damit chronische Unlust für das Militär noch Qualität zuliefern) wecken in mir Verständnis für eigentlich alles am Robur. Also wenn ich mich wieder auf meine alten Ossi-Fähigkeiten verlasse, dann sollte das doch klappen. Wie geplant, habe ich einzig innen alte Ölstellen ausgewischt und dann (nach dem Abdecken der Mechanik) den Rand von alten Resten der Dichtung gereinigt. Die Dichtung selber ist nur ein Papierblättchen. Schon erstaunlich, dass dies funktionierte.



Von Reinigungsaktivität übermannt habe ich hier auch nochmals drüber gewischt und leicht mit ATF geölt, müssen die weiteren Arbeiten doch nun bis September warten. Also gilt es hier gut zu schützen. Sicherlich habe ich dann alles auch wieder schön verpackt, aber besser ist das schon, denke ich.



Nun ist es geschafft. Der Deckel sitzt, ist mit neuen Muttern und Unterlegscheiben angeschraubt (noch nicht fixiert, erst muss das Kegelrad richtig sitzen).



Eigentlich braucht es einen Aufzieher (das Gegenstück zum Abzieher). Aber da ich weiss, dass sowas nicht nur knapp zu beschaffen war, habe ich eine andere Methode erfolgreich eingesetzt: Holzbrett und einen Gummihammer. Leider hatte das Brett kurz vor dem genauen Sitz kapituliert...



Ahja, ein Blechschildchen mit dem Wort "Exit" verdeckt nun auch ein Löchlein im Blech über der Tür. Die alte DDR-Steckdose ist rausgeflogen, die neuen Abdeckungen haben andere Abmessungen. Also zumachen... einfach und effizient. Bohrung und Spax-Schrauben und der Abend war abgeschlossen.




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